LINK: Geschrieben von Stefan Häuser
Der Stahlhelm der Wehrmacht - Modell M35, M40 und M42
 
Der deutsche Stahlhelm hat eine, bezüglich der Ballistik, sehr vorteilhafte Form. Soweit ist diese Aussage vollkommen korrekt. Nicht umsonst hat die NVA die Grundform des deutschen Stahlhelms weitergeführt. Bei den NVA- Stahlhelmen handelt es sich übrigens um ein Versuchsmuster, welches eventuell noch 1945 bei der Wehrmacht eingeführt werden sollte. Es stimmt auch, dass der deutsche Stahlhelm durchaus einer der fortschrittlichsten Stahlhelme des zweiten Weltkrieges war. (Und dies galt auch für die beiden Vorgängermodelle M16 und M18 im ersten Weltkrieg!) Der Schutz vor Geschossen war für die damalige Zeit recht groß. Aber der Hauptzweck des Stahlhelms war der Schutz vor Splitterwirkung und herunterfallendem Schutt/ Dreck.
 
Der deutsche Stahlhelm bestand im wesentlichen aus sechs Hauptkomponenten: Helmglocke, Helmnieten, Innenring, Innenfutter, Zugband und Kinnriemen
 
Das Leder innenfutter wurde durch kleine Nieten am sogenannten Innenring befestigt. Der Innenring war also zur Aufnahme des Leder innenfutters da, und hatte drei Aussparungen. Eine Aussparung an der Nackenseite des Helms und zwei an den Seiten. Der Innenring wurde dann durch drei Nieten an der Helmglocke befestigt, welche von außen durch die drei Aussparungen geführt und dann durch Biegen befestigt wurden. Um den Helm in der Kopftiefe einzustellen, war durch die Innenlöcher des Lederinnenfutters das Zugband gefädelt. Je nach Druck auf die Lederzungen des Innenleders konnte man so die Kopftiefe einstellen. Jeder Stahlhelm bekam ab Werk einige Stanzungen. Jede Stahlhelmglocke hat eine Stanzung des Herstellercodes und der Glockengröße. Außerdem wurde in jede Stahlhelmglocke die sogenannte Losnummer eingestanzt (oftmals auch Lotnummer genannt), um die Helme einer Auftragsmage zuordnen zu können. In der Regel befindet sich im Inneren der Glocke ein sogenannter Farbstempel, welcher die Abnahme der korrekten Farbgebung bestätigte. Das Innenleder wurde mit einem Größen- und auch häufig mit einem Herstellerstempel versehen. Kinnriemen waren auch in der Regel mit einem Herstellerstempel versehen.
 
Herstellerkodierungen:

Q = Quist, Esslingen
ET (ckl) = Eisenwerke Thale/Harz
EF (FS) = Emaillierwerke A.G, Fulda
NS = Vereinigte Deutsche Nickelwerke, Schwerte
SE (hkp) = Sächsische Emailier- und Stanzwerke A.G., Lauter
bvl / qvl = Bis heute unbekannter, sehr seltener Hersteller

Die in Klammer angegebenen Herstellerkürzel wurden nach der Umkodierung 1943 eingeführt, welche unter anderem aufgrund der zunehmenden Bomberangriffe auf die deutschen Produktionsanlagen erfolgte. Nach den Stahlhelmen M16 und M18 aus dem ersten Weltkrieg (welche auch teilweise noch bei der Wehrmacht genutzt wurden), gab es drei grundlegende.
 
Modelle des Gefechtshelm der Wehrmacht: Stahlhelm M35, Stahlhelm M40, Stahlhelm M42
Die Helmtypen M40 und M42 bauten absolut auf der Grundkonstruktion des M35 auf. Es gibt hier einige Merkmale, an denen man die Helmtypen voneinander unterscheiden kann, aber es handelt sich um eine aufeinander aufbauende "Evolution" der Stahlhelme, welche durch Materialknappheit und immer schnelle Produktionsverfahren beeinflusst war. Eingeführt wurde der Stahlhelm M35 offiziell mit einer Verfügung vom 25.06.1935 (Heeresmitteilung 35, Nr. 289). Die auffälligste Änderung des M35 zu den beiden Vorgängern war, dass die berühmten "Hörnchen", welche als Lüftungsbolzen durch flache Lüftungsnieten ersetzt wurden. Der Grund hierfür war, dass sich viele Soldaten der Reichswehr gerade im ersten Weltkrieg über starkes Dröhnen und Ziehen im Helm beschwert hatten, da der Schall in den Bolzen verstärkt wurde. Aus diesem Grund findet man auch häufig Stahlhelme aus dem ersten Weltkrieg, in die Kork, Holz oder Dreck in die Lüftungslöcher gesteckt wurden.
 
Der Helm selbst bestand aus einem 1,1 bis 1,2 mm starken Stahlblech. Die Glocke war gezogen, sie wurde also aus einem großen Tellerförmigen Stück Stahl "gepresst". Der Rand der Helmkalotte war nach innen etwa 0,5 cm gebördelt, also umgebogen, was eine erhöhte Stabilität gewährleisten sollte. Die Glocke selbst sollte ca. 20mm vom Kopf entfernt sein. Es wurde also etwas "Luft gelassen". An den Seiten war, abgesehen von den Löchern für die Innenfutter- Nieten je ein weiteres Loch für die Anbringung der Lüftungslöcher, welche übrigens "Entlüftungsbuchsen" hießen, vorhanden. Die Buchsen wurden beim M35 noch separat eingenietet. Der Helm ist innen wie außen mit einer rostschützenden Farbe gestrichen. Die Farbe variierte von Anfangs apfelgrün, also einem recht hellen Grün, bis später hin zum sogenannten Feldgrau. Drei Millimeter unterhalb des Lüftungsloches befanden sich auf der rechten Seite das Wappen in den Nationalfarben "Schwarz-Weiß-Rot" und links das sogenannte Hoheitsabzeichen, der bekannte Adler mit dem Hakenkreuz in den Klauen. Der Stahlhelm M35 und seine Nachfolger wurden in fünf Größen hergestellt: In den Glockengrößen 60, 62, 64, 66 und 68. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass sich die Größenangabe auf den Innenumfang des Stahlhelmes bezog!
 
Der Eigentliche Kopfumfang wurde durch das Innenfutter genommen:

Glockengröße 60: Kopfweite 52 / 53cm
Glockengröße 62: Kopfweite 54 / 55cm
Glockengröße 64: Kopfweite 56 / 57cm
Glockengröße 66: Kopfweite 58 / 59cm
Glockengröße 68: Kopfweite 60 / 61cm

Außerdem wurden für außergewöhnlich große Kopfweiten tatsächlich noch Sonderexemplare in Glockengrößen von 70, 72 und sogar 74 hergestellt! Wir reden hier von Kopfweiten zwischen 62 und 68cm! Diese Sondergrößen wurden nach bisherigem Kenntnisstand ausschließlich von den Eisenwerken Thale/Harz (ET / ckl) hergestellt. Das Gewicht des Stahlhelmes variierte zwischen ca. 900 und 1200 Gramm.
 
Der Kinnriemen wurde mit der Heeresverfügung 35, Nr.691 am 22.11.1935 eingeführt und blieb bis zum Kriegsende fast identisch. Bei früh produzierten Kinnriemen bestanden die sogenannten Doppelstegknöpfe zum einknöpfen der Lederlaschen und die Schnallen in der Regel noch aus Leichtmetall (in der Regel Aluminium). Später dann wurden verzinkte Schnallen und Knöpfe, sowie Exemplare aus Eisen eingesetzt.
Der große und einzige Unterschied zum Vorgänger, dem M35 ist der, dass die Luftlöcher nicht mehr genietet waren, sondern nur noch ausgestanzt und gepfalzt wurden. Dies geschah auf Weisung des OKW (Oberkommando der Wehrmacht) Nr. 3365/40 ab dem 26.3.1940. Die Lüftungsbuchsen, welche noch vorhanden waren, sollten jedoch noch aufgebraucht werden. Dies geschah mit dem Hintergrund, um einen Arbeitsgang während der Produktion zu sparen und somit die Herstellung eines Helmes zu beschleunigen.
 
Das Nationalemblem war für gegnerische Schützen oftmals leicht auszumachen und die apfelgrüne Farbe der frühen Modelle des Stahlhelm 35 waren ebenfalls sehr unvorteilhaft im Gefecht. Mit einer Eilverfügung aus dem Jahr 1940 fielen daher ab dem 21.03.1940 alle Schwarz-Weiß-Rot - Wappen weg. An der Front mussten diese umgehend entfernt werden, sofern dies noch nicht bei den Truppenteilen geschehen war. Der Stahlhelm M40 konnte also aktiv lediglich 5 Tage mit einem Nationalemblem auf der rechten Seite produziert werden! Daher gibt es realistisch nur extrem wenige bekannte originale M40 Stahlhelme mit Doppelemblem!
Gemäß einer Verfügung vom 27.01.1940, (Heeresmitteilung 40, Nr. 165) wurden Stahlhelme nur noch Matt-Feldgrau bemalt. Mit Verfügung vom 31.03.1940 (Heeresmitteilung 40, Nr. 428) dann in Matt- Schiefergrau, daher existieren keine Nachfolgemodelle des M35 in Apfelgrün! Alle neuen Farbgebungen mussten außerdem rau sein! Ein angerauter Lack hatte eine wesentlich bessere Tarnwirkung! Hierzu wurde in der Regel Sand untergemischt.
 
Die Stahlhelm 42 wurde offiziell gemäß Weisung des OKW vom 20.04.1942 (Nr. 4120/42) eingeführt. Ab diesem Moment wurde der Rand nicht mehr gebördelt, sondern es wurde einfach eine nach außen gerichtete Kante gelassen. Diese Kante war ca. 4mm breit und ermöglichte ähnliche Stabilität wie beim Umbördeln bei gleichzeitiger Produktionsvereinfachung. Auch hier sieht man wieder, welchen Wert Materialeinsparung und möglichst schnellen Produktionsverfahren zugesprochen wurden!
 
Jedes, in den Stahlhelm verbaute Teil, sowie die Helmkalotte wurden natürlich geprüft. Entsprach hier eine Komponente nicht den Anforderungen, wurde sie aussortiert. Bei Helmglocken, welche z.B. leicht verzogen waren, oder an denen die Lüftungslöcher nicht korrekt aufsaßen wurden sehr häufig als sogenannte Ausschusshelme an die Zivilschutzorganisationen wie Luftschutz oder Feuerlöschpolizei übergeben. Hierzu wurde die Ausschussglocke speziell durch eine am Helm umlaufende Pfalzwölbung markiert. Heute findet man solche Helme oft als sogenannte "Kradmelderhelme" mit der Begründung, die Pfalzwölbung sei dazu dar um die Kradmelderbrille zu fixieren. Wie man heute weiß, ist dies nicht korrekt. Es handelt sich einfach nur um Ausschusshelme für den Zivilschutz. Alle Bilddokumente bezeugen das. Es gibt keinen Bildnachweis eines Wehrmachtsoldaten, geschweige denn eines Kradmelders mit einem dieser Ausschusshelme. Sehr wohl gibt es jedoch zahlreiche Bilder von Zivilschutzangehörigen mit diesen Stahlhelmen.

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